Morgen ist es wieder so weit. Frau Thisis wird ein Jahr älter, guckt auf das vergangene Jahr zurück und steckt ihre neugierige Nase in das, das da kommen mag.
Einen Kuchen hab ich mir/uns gebacken, mit ganz viel Schokolade, so ein Sündenkuchen der in der Mitte fast flüssig bleibt und von dem man sich nach einem Stück pappsatt fühlt.
Und Schlagsahne wird es dazu geben, jawoll :o)
Wenn ich zurückschaue auf dieses Jahr Nr. 32 ist es eines der ereignisreichsten und besten Lebensjahre, wenn nicht DAS ereignisreichste und das allerbeste Jahr von allen. Und auch das Allerschönste.
Ehrlich.
Ja, auch wenn viel Scheiß dabei war. Die Kacke stand schon wesentlich höher.
Gut angefangen hat es nicht, das Ende von 2011 hat mich ziemlich mitgenommen. Ich hab eine liebe Freundschaft die Bachgasse runtergehen sehen und mich so schwer getan mit loslassen. Es hat bis zum Sommer diesen Jahres gedauert. Und jetzt ist es gut, wenn auch nicht schön. Ich glaube, das zu unterscheiden, dass schön und gut eben nicht synonym sind ist eine der Lektionen in Nr. 32 gewesen.
Und eine, die ich auch um diesen Zeitraum herum verabschieden musste. Da hab ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Menschen den ich eigentlich mochte auf die Spamlist gesetzt. Und da gelassen. Und auch das ist gut. Nicht schön aber gut.
Eine Entwarnung. Schön. Und noch eine, schmerzhaft und trotzdem unglaublich erleichternd. Unschön.
Dazwischen Versuche, das Unaufhaltbare aufzuhalten. Erfolglos. Aber reinigend für mein Gewissen. Gut.
Ein Besuch bei einer wunderbaren Frau, die sich Zeit genommen hat weil es nötig war um eine dringliche Frage zu beantworten. Und dann doch nicht. Auch gut.
Dann gab es eine Fahrt in den Osten, klapperkalt war es. So kalt, dass uns beim Rauchen vor dem Hotel die Knie geschlottert sind und die Diesel nicht mehr anspringen wollten. Und superschönes Licht über dem See und ein Lob für meine Fotos und Zusammenarbeiten mit jemandem, den ich sehr mag. Und es gab den Rückweg, mehr als vier Stunden Verspätung und Florence im Ohr und eine Standleitung. Und das war schön. Und gut.
Auftrieb. Mut. Zuversicht. Und Lebensfreude. Zurückkehrend nach einem gefühlt fürchterlich kalten und dunklen Winter der nur ganz kurz etwas Schönes gezeigt hat.
Und dann Tag X für mich. Und eine riesengroße Enttäuschung. Und die erste Beisetzung für dieses Jahr. Damit einhergehend die Erkenntnis, manche Leute nicht zu brauchen obwohl man das glaubt und vielleicht sogar glauben möchte. Im Gegenteil. Gerade dann. Wollen ist gut. Brauchen ist scheiße. Und in aller Regel eingebildete Abhängigkeit.
Und Tag X hoch zwei, für das kleine Kind und das große Kind ja irgendwie auch und doch nicht und ebenso für mich weil zwar absehbar aber trotzdem nicht einkalkuliert, nicht auf dem Schirm gehabt in dieser Schlagzahl, nein.
Und die zweite Beisetzung für dieses Jahr. Wie ich diesen Tag getragen habe weiss ich bis heute noch nicht wirklich. Wie das Kind das tragen soll auch nicht. Es ist grauenhaft. Und nachts, da träumt sie und kommt dann in mein Bett und weint. Es war nicht gut nur höchstens einen Meter von diesem Sarg weg zu sitzen. Es war nicht schön, dass wir genötigt wurden als erste hinter diesem Sarg zu gehen. Und es entzieht sich meiner Beschreibung, wie schlimm es ist wenn sich der Vater zu Tode gesoffen hat noch bevor man den Babyspeck richtig los ist.
Prüfungen. Ich habe eine neue Berufsbezeichnung. Und die Füße in dieser Frage noch lange nicht auf dem Boden. Ich bin jetzt offiziell Marketingtussi. Und habe mich wieder in einer Gesundheitseinrichtung beworben. Nicht in der Marketingabteilung.
Akklimatisieren. Das geht bis heute. Ich merke erst in den letzten Wochen, wie sehr die letzten beiden Jahre, die Nrn. 31 und 32 gezehrt haben. Das Umschulen. Das nicht-alleine-wohnen, das phasenweise sehr gut und auch schön war. Das zu-viel-von-allem.
Ich komme erst seit wenigen Wochen wieder auf meine natürliche Drehzahl. Die Schwankungsbreite ist nach wie vor enorm, aber es wird ruhiger, beständiger, geschmeidiger in den Übergängen.
Frühling in Berlin. Wunderbare Tage, wie ein Blick in eine andere Welt. Eine, in der ich Treppen steigen kann ohne mich unsicher zu fühlen, aufgeschneckelt und mit hohen Absätzen. Das jüdische Museum. Taxifahren. Thannhäuser (völliger Blödsinn. Den habe ich grad beim Schreiben gehört.) Lohengrin, wie ein Flashback, nur wunderschön und in ungekannter Geborgenheit. Danach in der Frühsommernacht sitzen und sich überlegen, was das mutmaßliche Callgirl gegenüber wohl gekostet haben mag. Keine Migräne mehr, ein kleiner Rausch. Nina Stemme und Rachmaninow. Super. Alles nur schön, nur gut. Nichts, nichts, nichts schlecht. Ein Plan, den ich dann wieder gestrichen habe. Berlin wäre schon eine Stadt für mich. Aber nicht jetzt.
Der Sommer war phantastisch. Wild und die Ruhe selbst gleichzeitig. Ich hab sowas noch nicht gesehen. Erwachsen gefühlt habe ich mich. Und wunderbar. Und wie ein Kind so unschuldig und lebenslustig. Es hätte nicht besser sein können. Utopisch.
Ich habe mich aus der Zeit fallen lassen und aus meinem Korsett. Viel, viel Zeit woanders verbracht und mich zuhause gefühlt. Und auch hier Pläne und Gedanken, die ich gerade dieser Tage wieder einsammeln muss. Was mich fast frustet. Aber eben nur fast. Weil im Grunde ist alles gut. Es ist besser als es jemals gewesen ist.
Und ich glaube, dass ich das einfach alles so lassen kann.
Laufen lassen kann.
Mitgehen kann.